35.000 Musikbegeisterte feierten am Wochenende vom 19. August auf dem Highfield-Festival am Störmthaler See bei Leipzig – ein neuer Besucherrekord. Headliner wie Rammstein, Deichkind und Limp Bizkit lockten in diesem Jahr Fans aus ganz Deutschland auf die Halbinsel bei Großpösna. Wir haben uns ins Gedränge gestürzt und nehmen euch mit – zur tanzenden Menge vor der Bühne, zu den Sonnenanbetern am Badestrand und den Sterneköchen auf den Campingplatz.
So kam das Highfield nach Leipzig
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Das Highfield-Festival am Störmthaler See
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„Das Dixiklo muss da drüben hin“-
Die Vorbereitung des Festivals
Jana Göthel steht auf einer buckeligen Wiese auf der Magdeborner Halbinsel am Störmthaler See. Es ist der Montag vor dem Highfield-Wochenende. Wo jetzt nur stoppeliges Gras wächst, wird sich in drei Tagen Zelt an Zelt reihen, Würste werden auf Grillrosten brutzeln, tausende vor den beiden Bühnen tanzen, Bässe dröhnen, Gitarren schrammeln. Jana Göthel ist die Frau, die dafür verantwortlich ist, dass am Donnerstag alles steht – die Bühnen, die Fressstände, die Klocontainer. Eine große Aufgabe für die Projektleiterin, die wenige Tage vor Eröffnung des Festivals dafür recht gelassen wirkt.
Der erste Schritt: Die Infrastruktur für das Orga-Team muss stehen, Container und Telefonanlagen. Dann zäunen die Helfer das gesamte Gelände ein, danach folgt der Aufbau der Bühnen und der Bier- und Fressstände. „Zum Schluss kommt die Technik rein“, erklärt Göthel. Ton und Licht sind das letzte. „Die Organisation verteilt sich auf viele Schultern“, sagt die 44-Jährige, die den Aufbau des Highfields bereits zum 7. Mal mitstemmt. Ein zehnköpfiges Team ist seit Monaten mit der Vorbereitung beschäftigt. Was die Veranstaltungsleiterin beruhigt: „Das Wetter passt und wir sind gut im Plan.“
Auf dem Gelände ist schon alles in vollem Gange. Lkw schieben sich auf der engen Straße aneinander vorbei, Gabelstapler rasen zwischen ihnen hindurch, Bauarbeiter schleppen Metallstangen heran. Ein Teil der Infrastruktur steht schon: Die ersten Bars reihen sich rings um die Bühne, einige Toiletten- und Duschcontainer auf den Campingplätzen wurden bereits herangerollt. Selbst ein paar Zelte glänzen schon in der Sonne, auch die Crew campt mit. Heute beginnt der Aufbau der beiden Bühnen, vor denen sich in wenigen Tagen tausende Festivalgänger drängen werden.
Vorher-Nachher-Effekt: Das Gelände erst ohne, später mit Luxus-Campingplatz.
Die Technik reist im Sommer von Festival zu Festival. Vieles, was jetzt in Großpösna benutzt wird, wurde in diesem Jahr schon in Wacken eingesetzt, verrät Göthel. Die Projektchefin blinzelt in die Sonne und sagt, dass es nicht den einen Schauplatz gebe, auf den sie besonders achte. „Am Ende ist es ein Zusammenspiel aus allem.“ Der Aufwand ist enorm. Immerhin stellen die Veranstalter eine mobile Stadt für 35.000 Bewohner auf die Beine – sogar mit eigenem Mobilfunkmast, der ein optimales Handynetz garantieren soll.
Vorher-Nachher-Effekt: Das Badestrand erst leer, später mit Massen an Besuchern.
2500 Menschen sind insgesamt am Festival beteiligt – Bühnenbauer, Security, weitere Helfer. Sie schleppen Stromaggregate heran, karren Trinkwasser her und später Abwasser, das in einer Art riesigem Kissen aufgefangen wird, wieder weg.
„Eine Kleinstadt über Wasser halten.“
Strom und Wasseranschlüssse sind vorhanden. Trotzdem muss aufgestockt werden. „Diese Kleinstadt kann man damit nicht über Wasser halten“, erklärt Göthel.
Vorher-Nachher-Effekt: Das Gelände erst ohne, später mit Riesenrad zur blauen Stunde.
Einiges hat sich verändert, seit das Festival 2010 von Hohenfelden in Thüringen an den Störmthaler See bei Leipzig gezogen ist: Die beiden Bühnen stehen weiter voneinander entfernt, die Dixiklos wurden zum Teil durch Wassertoiletten ersetzt, am Müllkonzept wurde gefeilt. In diesem Jahr ist das Gelände nochmals vergrößert worden – 10.000 Besucher mehr brauchen zusätzliche Camping- und Parkflächen. Wenn die Anreise der Besucher am Donnerstag geschafft ist, wird sich Jana Göthel etwas entspannen. Dann ist der schlimmste Stress überstanden. Vielleicht schafft sie es sogar, sich ein Konzert anzuhören, sagt sie. Wenigstens für zehn Minuten.
Ähnlich wie Jana Göthel ergeht es Matthias Graf, der für die Organisation der gesamten Gastronomie auf dem Gelände zuständig ist. Mit seiner Eventfirma „412“ ist der 47-Jährige in diesem Sommer auf allen deutschen Festivals unterwegs und das zweite Mal beim Highfield dabei. Während seine Familie in einem Ferienressort direkt am Störmthaler See eine schöne Zeit verbringt, ist Göthel im Arbeitsstress. Grundsätzlich sei das Festivalleben sehr spannend, sagt der gebürtige Hamburger. „Es ist total lebendig, aber manchmal auch hektisch.“
Ob der Zeitplan stimmt, sagt Matthias Graf im Video.
Am Mittwoch vor dem Highfield-Wochenende läuft Matthias Graf – breites Lächeln, Sonnenbrille – zügig über das Gelände und grüßt alle paar Meter mit einem „Moin“ in die Runde. Die wichtigste Aufgabe des Catering-Chefs: Kontrollieren, ob alles da steht, wo es sein soll. Graf achtet auf Kleinigkeiten. Stehen die Biertresen gerade? Müssen die Besucher nicht durch Matschpfützen stapfen? Stimmt die Hygiene bei den Gastronomen? Wenn er nicht auf dem Gelände unterwegs ist, trifft man ihn an einem Container hinter der kleineren Bühne an, der Kommandozentrale, wie er es nennt. In einem Bierzelt lagert dort das benötigte Equipment für einen reibungslosen Ablauf: Hunderte Steckdosen, Theaterscheinwerfer, Banner, Spülmittel, Mülltüten, Kunstpflanzen.
Von der Zentrale aus werden die Waren verteilt, Preisschilder laminiert, Funkgeräte ausgegeben – und das gesamte Personal registriert. Es herrscht reges Treiben, man blickt in viele junge Gesichter. 50 Leute hat Graf allein für den Aufbau engagiert, insgesamt arbeiten später 450 Menschen für seine Firma. Sie verdienen neun Euro pro Stunde und werden gratis verköstigt. „Das ist wie ein Sack Flöhe, der vernünftig koordiniert werden muss“, vergleicht er. Die Verteilung des Teams erfolgt automatisiert. Im Crew-Zelt wird der aktuelle Dienstplan auf Bildschirmen angezeigt, über den Tischen baumeln Steckdosen, an denen die Helfer ihre Handys laden können. Hinter dem Bierzelt stehen schon die ersten Zelte der Mitarbeiter. Zelt, Isomatte und Schlafsack muss jeder selbst mitbringen. „Wie bauen hier für ein Wochenende eine Stadt aus dem Nichts auf“, sagt Matthias Graf. Das bedeute viele Baustellen zur selben Zeit und erfordere „eine genaue Planung und eine disziplinierte Umsetzung“. Doch der Caterer-Chef gibt zu: „Auch bei uns gelingt nicht alles.“ Würden bestimmte Leute aus seinem Team krank werden, hätte er ein echtes Problem. Es wäre nicht das erste Mal, dass Graf „Panik im Nacken“ hat, wie er sagt. Bisher jedoch stimme der Zeitplan. „Ich erwarte keine Katastrophen“.
Auch die Zusammenarbeit mit den Gastronomen laufe gut. Grafs Team sucht die Händler aus, stellt mit ihnen das Essensangebot zusammen. Das habe sich inzwischen ganz schön verändert. „Vor drei Jahren war das Bratwurst, Döner, Pizza, Pasta – fertig“, sagt Graf. Heute sei der Festivalbesucher anspruchsvoller. Auch vegetarische und vegane Kost gehöre dazu, Pizza müsse aus dem Steinofen kommen, am besten von einem echten Italiener. Graf hat einen Gastronomen aus Travemünde engagiert, der für das Event extra eine Handvoll Pizzabäcker aus Palermo holt. „Die verstehen kein Wort Deutsch, können aber super Pizza machen.“ Außerdem müsse das Ambiente stimmen: warmes Licht statt Baustrahler.
Grafs Credo: „Wir wollen die Besucher nicht nur versorgen, sondern begeistern.“ Für gutes Essen seien die Leute bereit, tiefer ins Portemonnaie zu greifen. An diversen Fresständen können die Gäste in diesem Jahr Burger, Burritos, Süßkartoffel-Pommes oder Räucher-Tapas kaufen. Im Vorjahr wurde er noch gewarnt: Die Kaufkraft sei beim Highfield nicht so hoch wie bei anderen Festivals. „Genau das Gegenteil war der Fall“, sagt er heute. Sein Team erwirtschaftete 20 Prozent mehr Umsatz als durchschnittlich auf den anderen Festivals der Saison. Die Versorgung der Bands hat der Gastro-Chef allerdings nicht auf dem Tisch, das Künstler-Catering läuft separat.
Graf hat auch diesmal ein gutes Gefühl. 26 Grad sind angesagt, ideales Wetter. Ist es nicht ganz so heiß, trinken die Leute am meisten Bier, weiß er. An den 30 Tresen stehen überdimensionale Kühlschränke, in denen bis zu 14 Fässer lagern. Gezapft wird nur Gerstensaft des Hauptsponsors Becks, der auch einen Teil der Ausrüstung stellt. Die Regel, nach der ein gut gezapftes Bier acht Minuten braucht, gilt hier nicht. Graf schüttelt den Kopf, acht Minuten brauchen seine Leute wohl eher pro Fass, schätzt er.
Interessant ist: Das Personal spült die Plastikbecher nicht, sondern packt sie dreckig in die Boxen zurück. Die benutzten Becher werden ins Werk zurückgeschickt und erst dort gespült. Während des Festivals hat Graf ein Auge auf seine Mitarbeiter an den Tresen. Wer freundlich ist, wird bei der Personalabteilung positiv vermerkt und darf nächstes Jahr wiederkommen. Wer grummelig wirkt, dem hält Graf gern mal seinen Ring unter die Nase – auf dem ein Smiley prangt. Das lächelnde Gesicht soll seine Leute zum Lächeln animieren.
Kartoffeln für die Gäste in Tonnen
Zahl der Fressstände
Zahl der Mülltonnen
Zusätzlich zu den festen Verkaufsständen laufen noch so genannte Bier-Runner übers Gelände. Sie transportieren in ihren Rucksäcken jeweils 12,5 Liter Bier, das sie direkt daraus zapfen. 384 solcher Bierrucksäcke sind auf Lager. Als Geschäftsmann ist es Matthias Graf am liebsten, wenn die Besucher das Bier an einem seiner Tresen bestellen. Wer aber schon auf dem Campingplatz ein kühles Getränk zischeln will, kann in einem eigens aufgebauten Minimarkt einkaufen. Am Mittwoch wird dieser kleine Tante-Emma-Laden gerade eingeräumt. Im Sortiment ist alles, was der Camper unbedingt braucht: Grillwürste, Margarine, Pflaster, Toilettenpapier, Zahnbürsten, Tabak und die obligatorischen Dosenravioli für den Gaskocher. Drei Euro kostet eine Dose, fürs Dosenbier werden zwei Euro fällig. „Tankstellenpreise“, sagt Matthias Graf.
Chef des Mini-Supermarkts ist Johannes Lau. Der 32-Jährige hat im Vorfeld überschlagen, wie viel Nahrungsmittel und Getränke wohl benötigt werden. Er steht jetzt in einem Laster voller Bier, 48 000 Dosen stapeln sich hinter ihm. „Das reicht hoffentlich aus“, sagt Lau. Im Notfall muss er nachordern. Der Ladenchef kann flexibel auf die Wünsche der Kunden reagieren und das Sortiment anpassen. Er besorgte schon Glühwein und Mückenspray, wenn es gewünscht war.
Neben schnödem Bier können die Camper am Mini-Markt auch ein besonderes Getränk erstehen: Aus Trink-Kokosnüssen kann man Kokoswasser pur oder mit Wodka oder Rum schlürfen – für 5,50 Euro das Stück. „Die sind arschteuer“, sagt Matthias Graf, aber „Kokosnuss am See – das ist Hawaii pur.“ Mit aufs Konzertgelände dürfen die potentiellen Wurfgeschosse nicht – erlaubt sind nur ein Lunchpaket und maximal ein Liter fassende Tetra Paks ohne alkoholischem Inhalt.
Was die Veranstalter nicht verraten
Wie viel so ein Festival kostet, bleibt geheim. Fördermittel kassiert Veranstalter Semmel Concerts jedenfalls keine. Finanzieren muss sich das Event ausschließlich über den Eintritt. Ein Ticket zum Festival kostet in diesem Jahr 149 Euro. Wie eine Bühne aufgebaut wird, hätten wir gern im Zeitraffer festgehalten. Durften wir leider nicht – vermutlich aus Sicherheitsgründen. Wieviel Bier insgesamt ausgeschenkt wurde, wollte der Catering-Chef Matthias Graf leider nicht verraten. Ein 25 Meter Schwimmbecken sei es wohl locker, meint er.
„Das Auto findest du nie wieder“-
Die Anreise zum Highfield
Ab Donnerstag rollte die Blechlawine Richtung Festivalgelände. Das Chaos hielt sich in Grenzen, nur kleinere Staus bildeten sich. Kein Wunder, wenn 12.000 Autos einen Parkplatz suchen. Helfer wiesen den Fahrern den Weg über die riesige Parkfläche. Mehrere Meter hohe Staubwolken tauchten die Felder in einen gelben Nebel. Am Montag steht wohl der Gang zur Waschanlage auf dem Programm. Und zwar für Gäste aus jeder Himmelsrichtung. Aus den Online-Ticketverkäufen wissen die Veranstalter, dass 60 Prozent des Highfield-Publikums zwischen 18 und 30 Jahre alt ist. Zum größten Teil kommen die Gäste aus Deutschland, vor allem aus dem Osten. Aber auch Hessen, Niedersachsen und viele Bayern reisen jedes Jahr an den Störmthaler See.
Dosenravioli und Flunky Ball
– Leben auf dem Campingplatz
Natürlich sind sie wieder zu spät losgefahren, so wie jedes Jahr, sagt Mario Gnefkow. Aber irgendwann waren doch alle Taschen vollgestopft und dann ging es los – mit fünf Autos zum Highfield. Der 27-jährige Verkäufer aus Leipzig, der immer einen Sonnenhut trägt, ist schon das 6. Mal dabei und freut sich auf ein paar feucht-fröhliche Tage mit seinen Leipziger und Chemnitzer Freunden. Der Mensch mit der Bärenhose heißt übrigens Martin Lugert. „Das Kostüm heißt Unmut und trägt mich überall hin“, erklärt der 26-jährige, der mit der warmen Wollhose tatsächlich quer über den Campingplatz stiefelt. Wer „schick“ aussehen will, muss eben schwitzen.
Die Truppe ist festivalerfahren und dementsprechend gut ausgerüstet: Campingttische, Pavillon, Einweg-Grills, Mückenspray und neun Stiegen Bier haben sie mitgebracht. Selbst für den Notfall ist man gewappnet: Die Dame inmitten der illustren Herrenrunde ist Krankenschwester und hat eine komplette Haus-Apotheke eingepackt.
Eine andere Welt: Während auf dem normalen Campingplatz Partys gefeiert werden, geht es auf dem Edel-Campingplatz gediegener zu.
Wenige Meter neben dem normalen Campingplatz versteckt sich eine Ruhe-Oase: Hier sitzt Bill Marzog mit drei Freunden beim Bier. Der Unterschied: Ihres ist gekühlt, denn die Gruppe aus Minden lädt ihre elektrische Kühltasche an einer Steckdose auf. Sowas gibt es nur im Luxuscampingbereich, auf den die Festivalgäste des normalen Campingsplatzes keinen Zutritt haben.
Weitere Annehmlichkeiten des Oberklasse-Camps: ein Zelt mit Holzfußboden und richtigem Bett, eine kleine Terasse mit vier Liegestühlen (allerdings unbequem, sagt Marzog), WLAN-Zugang, und das wichtigste: keine Dixis. „Das ist nicht so oldschool wie normalerweise auf einem Festival“, gibt Bill Marzog zu, „aber es ist schon schön, dass es wassergespülte Toiletten und Duschen gibt und dass das Zelt schon steht“, sagt der Werkzeugmechaniker. Auch ein richtiges Bett statt einer Luftmatratze sei Gold Wert.
Etwa 450 Euro kostet der Luxus inklusive Festivalticket, den sich die vier Freunde einmal im Jahr gönnen. Die Annehmlichkeiten sind einigen Besuchern einige Euro mehr Wert: Das Edel-Camp ist ausgebucht. „Wir arbeiten alle und das ist dann unser Urlaub, in dem wir etwas mehr Geld ausgeben“, sagt der 29-Jährige und sein Kumpel Maik, 25, nickt. Beim nächsten Festival ist wieder die Sparvariante angesagt: Da zelten die vier dann mit den anderen Besuchern – und trinken warmes Bier.
Was braucht ein echter Camper? Eine Umfrage
Trinkspiele, Baden oder ein Bungee-Sprung – So vertreiben sich die Besucher die Zeit
Pflicht auf dem Campingplatz: Das Trinkspiel Flunky Ball. Die Regeln sind simpel: Gruppe eins versucht die Flasche in der Mitte mit einem Ball umzustoßen, Gruppe zwei muss sie schnell wieder aufstellen. Bis die Flasche wieder steht, darf Gruppe eins trinken.
Ein bisschen wie im Urlaub: Am Störmthaler See tummeln sich die Badegäste am Sandstrand. Seit 2012 darf hier gebadet werden. An der Strandbar werden Cocktails gemixt, auf dem Wasser kann man Bananenboot reiten. Dazu werden die Besucher ordentlich mit Musik beschallt. Wer Ruhe sucht, ist hier falsch.
Unerschrockene können sich von einem Bungee-Tower 60 Meter in die Tiefe stürzen. 70 Euro kostet der Spaß, der nur wenige Minuten dauert. Heiko gehört zu den Profis, es ist sein 60. Sprung – und er hat immer noch Spaß dabei.
Hoch hinaus: Vom Riesenrad aus hat der Festivalbesucher den schönsten Blick auf das Gelände. Es bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf den Campingplatz, das Konzertgelände und den Störmthaler See. Das Fahrgeschäft gibt es seit 2012 auf dem Highfield.
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Feiern mit Rammstein, Wanda und Joris – Die Konzerte auf dem Highfield
Krachiger Sound vor großer Kulisse: Heaven Shall Burn rocken das Festival
Für die Thüringer Metalcore-Combo Heaven Shall Burn ist das Highfield gleich in doppelter Hinsicht ein Heimspiel. Nicht nur führt der Auftritt auf der Green Stage am Freitagabend – der zudem den Abschluss der diesjährigen Festivalsaison des Quintetts bildet – die Truppe wieder in die Heimat, wo einen endlich wieder jeder versteht, wie Sänger Marcus Bischoff das Publikum breit grinsend wissen lässt. Die sympathischen Extrem-Metaller sind zudem quasi mit dem Highfield groß geworden. „Das Festival fand damals in Hohenfelde ja fast in unserem Hinterhof statt“, lässt Gitarrist Maik Weichert im Interview wissen.
Kein Wunder also, dass Heaven Shall Burn bei ihrem machtvollen Auftritt wirklich alle Register ziehen. Vor martialisch-beeindruckender Kulisse werden Kracher wie „Voice Of The Voiceless“, „Godiva“, „Land Of The Upright Ones“ und der Bandklassiker „Endzeit“ mit unbändiger Wucht ins Publikum gefeuert, bis man vor der Bühne vor lauter Staub fast die Hand vor Augen nicht mehr sieht. Immer mit dabei: Die dezidiert politischen Texte des Fünfers, der mit klaren Ansagen nicht hinterm Berg hält.
Was Gitarrist Maik Weichert sonst noch zum Highfield, zur Botschaft der Band und zu ihrem besonderen Verhältnis zu Fußball zu sagen hat, sehen Sie im Interview.
Folk-Rock zum Tanzen: Die Londoner Band Skinny Lister reißt die Menge mit.
Wie man schwungvollen Folk mit viel Spaß auf die Bühne bringt, zeigen Skinny Lister am frühen Samstagnachmittag. Warum das Sextett aus dem Londoner Stadtteil Greenwich seinen Sound selbst als Folk-Punk bezeichnet wird schon nach wenigen Takten deutlich: Keinen der zahlreich anwesenden Fans hält es noch still am Platz, die gesamte Masse vor der Green Stage kommt in Bewegung und lässt sich von den klassisch mit Gitarre, Kontrabass und anderen Instrumenten dargebotenen Songs mitreißen.
Skinny Lister über ihre bisherigen Tourerfahrungen.
Skinny Lister über Festivals in England und Deutschland.
Skinny Lister über Geschwisterrivalität
Amore und Bussys: Wanda spielen eingängigen Indie-Pop
Dass Österreich ausgezeichnete Popmusik zu bieten hat, ist spätestens seit Falco unbestritten. Der aktuell heißeste Exportschlager des Alpenstaats sind die fünf Jungs von Wanda, die auch auf dem Highfield ihren Fans jede Menge „Amore“ schenken und dazu „Bussy Baby“ im Gepäck haben. Fronter Marco Michael Wanda präsentiert seine Texte ganz unprätentiös im besten Wiener Schmäh. Da wundert es wenig, dass bei dem sympathisch-eingängigen Indie-Pop des Quintetts jede Menge Fans vor die Blue Stage strömen. Die werden mit einer kraftvollen Performance belohnt, die gekonnt zwischen treibenden Abschnitten und ruhigen Verschnaufpausen wechselt, in denen die Band sich in schwelgerischen Jams ergeht. Den tosenden Applaus haben sich Wanda redlich verdient.
Anlage an der großen Bühne in Watt
Zahl der Videowände
Zahl der Scheinwerfer an der großen Bühne
Die Alex Mofa Gang verbindet Literatur mit schrammelnden Gitarren
Dass Musiker auch mal in literarische Gefilde abdriften, um ein Buch zu verfassen, ist keine Seltenheit. Dass aus diesem Buch umgekehrt dann wieder Musik entsteht, kommt hingegen deutlich seltener vor. Genau diesen Weg hat die Alex Mofa Gang aus Berlin eingeschlagen. Denn der Protagonist des von Sänger Sascha Hörold verfassten Werks „Die Reise zum Mittelmaß der Erde“ hat nicht nur der Band ihren Namen gegeben, sondern auch genug Stoff für das gleichnamige Debütalbum geliefert. Da verwundert es nicht, dass das Quintett auf dem Highfield gleich zweimal zu sehen ist: Zum Aufwärmen dient der Gig auf dem Stage-Bus am Samstagvormittag, bevor am frühen Nachmittag vor dem beachtlich gefüllten Infield fachgerecht die große Bühne zerlegt wird.
Wer genau dieser Alex Mofa eigentlich ist, was es mit dem Mittelmaß der Erde auf sich hat, und ob die fünf Jungs auch abseits der Bühne eine echte Gang sind, verraten Sänger Sascha und Drummer Michael im Interview.
Glückliche Fans: Der Alternative-Rock der kanadischen Band Arkells begeistert das Publikum
Es dürfte auf dem Highfield 2016 wohl kaum eine Band geben, die sich mehr über ihren Auftritt am Störmthaler See freut, als die Alternative-Rocker von Arkells. War doch das erste Gastspiel vor einigen Jahren noch zum Desaster geraten, da ein heftiger Wolkenbruch für den vorzeitigen Abbruch des Konzertes sorgte und so gut wie alle Instrumente des Quintetts aus dem kanadischen Ontario unbrauchbar machte.
Trotzdem, mit Groll blicken die Jungs nicht auf ihre Highfield-Premiere zurück: „Am Ende haben zwar nur noch die Drums funktioniert, die Leute haben aber trotzdem einfach weiter getanzt“, erinnert sich Frontmann Max Kerman. Bei ihrer Rückkehr auf die Green Stage am frühen Sonntagnachmittag lässt die Band dann erwartungsgemäß bei bestem Festivalwetter nichts anbrennen und entlässt nach rund 45 Minuten rundum glückliche Fans.
Im Video spricht Max Kerman über die besondere Highfield-Erfahrung.
Arkells über Dos und Don’ts auf Festivals.
Arkells über skurrile Tourerlebnisse.
„Ein Riesending“ – die Leipziger Nachwuchsband I come from the sun spielt das erste Mal auf dem Highfield
Es ist der Traum jeder jungen Band: einmal auf den großen Festivalbühnen der Republik stehen. Die vier Jungs von „I Come From The Sun“ können aufhören, zu träumen und sich stattdessen drei Mal kräftig die Augen reiben. Die Leipziger Nachwuchsband feiert in diesem Jahr ihre Highfield-Premiere. Eine eindrucksvolle Leistung, wenn man bedenkt, dass die Jungs neben dem Bandleben alle noch geregelten Jobs nachgehen.
So verdient Bassist Thomas Wolke (33) sein Geld im IT-Bereich, während Leadgitarrist Thomas Glaubauf (26) derzeit eine Ausbildung zum Sozialpädagogen absolviert. Lediglich bei Sänger und Rhythmusgitarrist Florian Becker (32) als Tontechniker und Produzent, sowie Drummer Fabian Buchenau (26), der als Schlagzeuglehrer tätig ist, dreht sich alles rund um die Musik. Möglich wurde der Auftritt durch das souveräne Abschneiden beim festivaleigenen Bandcontest, den die Jungs beim großen Finale im Täubchenthal für sich entscheiden konnten. Zuvor hatten sie sich bereits gegen zwölf Halbfinalisten durchgesetzt. Gelungen ist das Ganze allerdings erst im zweiten Anlauf, wie Fabian erklärt: „Wir haben schon 2015 an dem Wettbewerb teilgenommen, mussten uns dann aber im Finale den Jungs von Congoroo geschlagen geben. Dieses Mal konnten wir die Jury aber von uns überzeugen.“
Wie Sänger Florian einmal seine Bandkollegen schockte, erzählen die fünf im Video.
Auch wenn der Auftritt auf dem Highfield den bisherigen Höhepunkt in der knapp sechsjährigen Bandgeschichte markiert – arm an beachtlichen Entwicklungen ist der Werdegang von I Come From The Sun auch abseits davon nicht. Denn welche Band kann schon von sich behaupten, ihr Debutalbum direkt von einem Großen des Fachs gemastert zu bekommen? Für den Feinschliff wählten die Messestädter keinen geringeren als Toningenieur Adam Ayan, in dessen Studio im US-amerikanischen Portland bereits Größen wie Nirvana und die Foo Fighters letzte Hand an ihre Alben legen ließen.
„Ich habe Adam Ayan einfach per Mail kontaktiert“, sagt Sänger Florian. „Wir mussten erstmal einige Hörproben schicken, nach ein paar Tagen kam dann die Zusage. Das Schlimmste war das Warten auf das Endergebnis – ich habe eine Woche lang quasi nicht geschlafen“, sagt der Frontmann und lacht. Das Ergebnis kann sich hören lassen, der Sound des Debütalbums „Bail Out“ kann auch auf internationaler Ebene bestehen.
Zwischen Euphorie und Erschöpfung: Warum ihr erster Auftritt auf dem Highfield nicht besser hätte laufen können, erklären I Come From The Sun im After-Show-Interview.
In ihre Highfield-Feuertaufe setzen „I Come From The Sun“ große Hoffnungen: „Das ist einfach ein Riesending für die Band“, bringt es Basser Thomas Wolke auf den Punkt. Das Festival wollen die Jungs auch nutzen, um andere Bands und Promoter kennen zu lernen, aber vor allem – um neue Fans zu gewinnen. Legt man die beachtliche Menge an Neugierigen zu Grunde, die sich am frühen Samstagnachmittag vor der Blue Stage einfindet und bereits den Opener „Weatherman“ mit lautem Applaus quittiert,dürfte dieser Wunsch von I Come From The Sun definitiv in Erfüllung gegangen sein.
Metalcore und poppiger Refrain: Emil Bulls werden in kleiner Fan-Runde groß gefeiert
Einundzwanzig Jahre und keine Spur von Alterserscheinungen. Die Münchner Emil Bulls wirken auf dem Highfield, als seien sie in einen Jungbrunnen gefallen. Schlag 17 Uhr betritt das Quintett zu Manowars „The Crown And The Ring“ die Green Stage und feuert vom Start weg aus allen Rohren. Der melodische Mix aus heftigen Metalcore-Eruptionen und poppigen Refrains verfängt bei den zwar eher spärlichen, dafür aber umso enthusiastischeren Fans, es wird getanzt, gesprungen und auch der eine oder andere Moshpit eröffnet.
„Wir haben die besten Fans der Welt“, lässt Fronter Christoph wissen, bevor mit Krachern àla „Jaws Of Obilivion“ oder „Worlds Apart“ die Party weiter auf Hochtouren läuft. Entsprechend groß fällt der Applaus aus – auch wenn sich parallel Joris auf der Blue Stage über deutlich größeren Zuschauerzuspruch freuen darf.
Weshalb die Emil Bulls bei ihrem ersten Highfield-Gastspiel schräge Blicke von anderen Bands kassierten und warum sich Metal-Alben verkaufen wie geschnitten Brot, verrät Sänger Christoph im Interview.
Sextett mit Akustikgitarre: Die Monsters of Liedermaching
Ausgelassene Stimmung, zig geschwungene Tanzbeine und lauter Jubel – der Auftritt der Monsters of Liedermaching am Sonntagnachmittag gerät schon nach wenigen Minuten zum Triumphzug. Besonders beachtlich, wenn man bedenkt, dass das Sextett mit wenig mehr als ein paar Bierbänken und Akustikgitarren die Bühnenbretter betritt. Doch den oft humorvollen, aber auch mal introvertiert-nachdenklichen Songs der sechs Barden kann man sich eben schlecht entziehen. Dass die Band dabei – trotz des augenzwinkernd-martialischen Namens – noch absolut sympathisch daher kommt, ist dann nur noch die Kirsche auf der musikalischen Sahne.
Warum Humor in der Musik definitiv nicht zu kurz kommen darf und weshalb Leipzig immer einen besonderen Platz in den Herzen der Monsters hat, verrät der Flotte Totte im Interview.
Herz über Kopf: Joris spielt gefühlvolle Balladen auf dem Highfield
Wer in den letzten Monaten das Radio eingeschaltet hat, kam an Joris nicht vorbei. Mit Songs wie „Herz über Kopf“ und „Sommerregen“ hat der Singer-Songwriter bereits bewiesen, dass er ein Händchen für eingängigen Ohrwurm-Pop mit textlichem Tiefgang besitzt. Wenig verwunderlich also, dass der 26-Jährige am Sonntagnachmittag auf der Blue Stage einen mehr als ordentlichen Zuschauerzuspruch verzeichnen kann.
Hyper, Hyper: Scooter war die umstrittenste Band auf dem Highfield, doch ihr Auftritt war fulminant
Das wohl größte Fragezeichen im diesjährigen Highfield Lineup dürften im Vorfeld ohne Zweifel Scooter hinterlassen haben. Nicht wenige Fans waren skeptisch, ob die Hannoveraner Urgesteine der harten elektronischen Musik am Störmthaler See mehr Fremdkörper denn sinnvolle Ergänzung im Programm sein würden. Ob es nun Hingabe zur Musik oder doch eher Neugierde war, die die Fans Freitagnacht vor die Blue Stage trieb, ist im Nachgang nicht mehr leicht zu beantworten und muss Spekulation bleiben.
Fakt ist hingegen, dass der Zuschauerzuspruch für die Mannen um Fronter H.P. Baxxter definitiv headlinerwürdig war: Bis zurück zum das Gelände beschließenden Riesenrad war es proppenvoll. Und dass Scooter, allem Belächeln zum Trotz, mit Songs wie „Nessaja“, „Maria (I Like It Loud)“ oder dem Bandklassiker „Hyper Hyper“ im Lauf ihrer über 20-jährigen Karriere mehr als einmal bewiesen haben, dass sie ein Ohr für eingängige Melodien haben, steht ohnehin außer Frage. Und so muss man am Ende neidlos anerkennen: Egal, wie man zu Scooter und ihrer eigenwilligen Art von Musik auch steht – auf dem Highfield 2016 hat das Trio einen fulminanten Gig hingelegt.
Irre Bühnenshow und ein irrer Sänger: Rammstein sind die Headliner auf dem Highfield-Festival
Auf diese Band haben alle gewartet. Rammstein verwandeln die Bühne Samstagnacht in einen rauchgeschwängerten Feuerkessel. Die Pyroshow ist mal wieder äußerst beeindruckend. Diesmal sind die Raketen, die kurz nach null Uhr in Richtung der Regenwolken aufsteigen, rot-weiß. Das vom ausgebildeten Pyrotechniker Till Lindemann ausgeführte Feuerwerk dröhnt in den Nachthimmel. Mit weißem Zylinder und weißem Mantel bekleidet trägt Lindemann zu Beginn ein neues Lied vor, dessen Text fast ausschließlich aus alten Songtiteln der Band besteht und in dessen Refrain es heißt: „Auferstanden aus Ruinen/ Wir sind wieder da.“ Ja, Rammstein ist wieder da.
Gern hätten wir den Auftritt von Rammstein im Video festgehalten, das durfen wir allerdings nicht. Stattdessen zeigen wir jede Menge Bilder von ihrem feurigen Auftritt auf dem Highfield.
Seid ihr nur wegen Rammstein beim Highfield?
Sonnenstich und Verbrennung
– das Deutsche Rote Kreuz hilft bei Verletzungen
Nicht schnell genug zog Carolin Mrosek ihre Hand vom Gaskocher weg. „Dann war´s auch schon zu spät“, sagt die 18-jährige Schülerin aus Recklinghausen und deutet auf ihre verbundene rechte Hand. Die Stichflamme des Kochers hat ihre Haut in Sekunden versengt. Anfangs versuchte der Festivalneuling das Ganze mit einem Bier zu kühlen – und lief schließlich doch in eines der Sanitätszelte. Dort wurde ihre Wunde gesäubert und mit einer Salbe versorgt.
Einige hundert solch kleinerer Verletzungen behandeln die Helfer vom Deutschen Roten Kreuz jedes Jahr auf dem Highfield – Sonnenbrand, Insektenstiche, Schnittverletzungen, Kreislaufprobleme. 50 bis 60 schlimme Notfälle passieren zudem pro Jahr, sagt Frank Jahr vom DRK Zwenkau. „Alkohol, Drogen, schwere Frakturen“, zählt der 48-jährige Sanitäter-Chef auf. Bricht sich jemand beim Herumspringen vor der Bühne ein Bein, wird er mit einer Rolltrage aus der Menge gezogen und in eines der Zelte gebracht.
220 ehrenamtliche Helfer – Ärzte und Rettungssanitäter – sind im Einsatz, doppelt so viele wie im Vorjahr. Während der großen Konzerte sind 140 Sanitäter gleichzeitig auf dem Platz. Sie laufen zu zweit Streife übers Gelände, sind jederzeit ansprechbar. In zwei mobilen Unfallzelten werden verletzte Festivalbesucher behandelt. Selbst ein Intensivbereich inklusive Beatmungsgerät ist vor Ort. Im Notfall können Patienten mit einem Rettungshubschrauber vom Vineta-Bistro aus ins nächste Krankenhaus geflogen werden.
Unterstützung bekommt das DRK seit Beginn an von zehn Kollegen aus Erfurt, die das Highfeld schon in Hohenfelden medizinisch abgesichert haben. Deren Chef, Frank Beger, hat seine Erfahrungen an die Leipziger weitergegeben. Die Arbeit vor Ort sei für die Sanitäter eine echte Belastung, sagt der 57-Jährige: „Es gibt 12-Stunden-Dienste und die Kombination Dreck, Lautstärke und Hitze.“ Das sei nicht ohne. Auch deshalb hören die Helfer immer wieder lobende Worte von den beiden Franks. „Wir sind Mutter und Vater für unsere Sanis“, sagt Frank Jahr und lächelt.
Die Planung des Events beginnt auch beim DRK schon Monate vorher. „Die Anspannung geht im März los“, erklärt Frank Jahr. „Die letzten beiden Wochen vorher sind extrem stressig.“ Die Dienstpläne müssen erstellt, Ausfälle durch anderes Personal ersetzt werden. In diesem Jahr spielte die Sicherheit eine besondere Rolle. Die Sanitäter wurden vor dem Festival mehrere Stunden lang gebrieft, wie sie sich verhalten sollen. In einer morgendlichen Sicherheitskonferenz wird die Lage im Führungskreis jeden Tag neu eingeschätzt. „Natürlich ist Nizza da mit eingeflossen“, sagt Frank Jahr. „Wir haben die Augen noch offener als sonst.“ Allerdings: Verrückt machen lassen will sich keiner im Team. Frank Jahr sagt deutlich: „Ich fühle mich hier auf dem Gelände sehr sicher.“ Frank Beger nickt: „Ich auch.“
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Erhöhte Wachsamkeit – die Polizei und Security achten auf Sicherheit auf dem Highfield
Die Sicherheitsfrage spielt in diesem Jahr eine besonders große Rolle auf dem Highfield. Die Polizei ist auf den Zufahrtsstraßen, Bahnhöfen und in Zivil auf dem Gelände präsent. Am Strand beobachten Rettungsschwimmer das Geschehen.
Ev Kunz, Revierleiterin aus Borna, erklärt im Video, welche Maßnahmen die Polizei beim Festival ergreift.
Angst vor Terror oder Unwetter? So sorgt das Orga-Team für Sicherheit
Die Anschläge der vergangenen Wochen haben auch die Veranstalter des Highfields alarmiert. „Wir sind zutiefst erschüttert und bestürzt über die Ereignisse in Ansbach“, so Sabine Eckert von Semmel Concerts Entertainment, die das Festival organisiert. Das konkrete Sicherheitskonzept bleibt jedoch geheim. Jana Göthel erklärt: „Wir stellen alles auf den Prüfstand, was wir tun.“ Generell aber wurde beim Highfield schon in der Vergangenheit „sehr genau kontrolliert“, so die Projektleiterin. Kontrolliert werden die Besucher einmal zwischen Parkplatz und Campingbereich und ein zweites Mal beim Einlass zum Konzertgelände.
Göthel stellt klar: Es wird keine Metalldetektoren wie im Flughafen geben, dafür werden aber alle Gepäckstücke unter die Lupe genommen sowie die Taschen beim Zutritt zum Bühnenbereich. Wie jedes Jahr sind Glasflaschen nicht erlaubt. In einem Notfall, zum Beispiel einem Blitzschlag, greift dann ein Evakuierungsplan, der alle Besucher schnell vom Gelände schleust. Die Gäste werden zum einen über Bühnenleinwände informiert, zum anderen über den eigenen Radiosender Camp FM sowie über Facebook, in der Nacht auch über Megafon. „Zum Glück hatten wir so einen Notfall bisher nicht“, sagt Jana Göthel. Nur einmal mussten sie die Badestelle räumen, weil ein Gewitter aufzog. Im Fall eines Unwetters stehen in Großpösna und den Nachbargemeinden ausreichend Notunterkünfte zur Verfügung, etwa Turnhallen, in denen die Besucher untergebracht werden können.
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Und wie war das Highfield?
das Fazit der Festival-Besucher-
Was bleibt vom Highfield 2016 – Müllberge und der Ausblick auf nächstes Jahr
Wenn die Festivalbesucher ihre Taschen packen und den Rückweg nach Hause antreten, bleibt eines zurück: Berge von Müll. Leere Bierdosen, Einweggrills und ganze Zelte lassen die Camper einfach an Ort und Stelle liegen. Jetzt beginnt die große Aufräumphase für das Orga-Team. Großpösnas Bürgermeisterin Gabriele Lantzsch sagt, der Veranstalter habe das Müllproblem gut im Griff. „Zwei Wochen nach dem Highfield sieht man hier eigentlich nichts mehr davon.“ Bis auf den platt getretenen Rasen sehe alles aus wie vorher.
Projektleiterin Jana Göthel sagt, es müssen nicht jedes Jahr 10.000 Leute mehr kommen. „Das Highfield war immer ein mittelgroßes Festival, das macht den Charme auch aus.“ Zudem sei die Fläche durch die Halbinsel Magdeborn begrenzt. Man könne nicht unendlich weiter wachsen. Großpösnas Bürgermeisterin Gabriele Lantzsch hält maximal 45.000 Besucher für verkraftbar. Wie lange das Festival noch am Störmthaler See stattfinden wird, ist allerdings offen. Für nächstes Jahr hat der Veranstalter noch einen Vertrag mit der Gemeinde – mit Option auf Verlängerung um weitere zwei Jahre. Doch das Areal am See soll weiter erschlossen werden, stellt Lantzsch klar. Ferienhäuser, ein Landschulheim, Bushaltestellen und ein Bootsanleger sind geplant. Bleibt da noch Platz für das Festival oder wird das Highfield in einigen Jahren an einen neuen Ort umziehen müssen? Das wird die Zukunft zeigen.
Video-Interviews und Texte Bands: Bastian Fischer, Beatrice Bode Fotos und Videodreh: Dirk Knofe; Leipzig Fernsehen Schnitt: Leipzig Fernsehen; Patrick Moye Animation und Grafik: Patrick Moye Konzept, Text, Produktion: Gina Apitz